Donnerstag, 14. Februar 2013

Michael Köhn - Hinter dem Mond

Warum habe ich mich für dieses Buch stark gemacht, warum meine Zeit und mein Geld investiert, obwohl ich von der ersten Zeile an wusste, dass ich meine Investitionen niemals auf monetäre Weise zurückbekommen würde? 

Immerhin ist es kein Buch, das sich auf den ersten Blick für die Masse eignet; es ist oftmals niveaulos, dreckig, verstörend, sinnlos, hasserfüllt, brutal, selbstzerstörerisch, hinhaltend, bis ins letzte Neuron fordernd und ins Mark schmerzhaft. Vor allem aber ist es viel zu ehrlich. Es ist all das, was die erfolgreiche Literatur der Postmoderne nicht ist – ein allzu klarer Spiegel des Lebens.

Sieht man sich die Amazon Top 100 an, so erkennt man schnell, was dagegen die Masse will. Sie will Spannung, Schlüssigkeit, Schönheit, ja, sie will die Flucht aus dem Knast des Alltages, in dem wir uns alle befinden. Michael Köhn allerdings lässt diese Flucht mit seinem Werk „Hinter dem Mond“ nicht zu. Er ist der Schließer, den es amüsiert, seine lesenden Häftlinge in jedem Absatz aufs Neue mit dem langen Stiel der Wahrheit zu vergewaltigen. Vielmehr noch ist „Hinter dem Mond“ ein behindertes Kind - ungewollt, und dennoch groß gezogen mit all der Liebe, die ein alter Haudegen wie Köhn aufbringen kann. Dieses Werk wurde geschrieben, um des Schreibens willen. 

Warum also? Warum dieses für heutige Ansprüche so wertlose Manuskript professionell aufbereiten und ins Schaufenster der Öffentlichkeit stellen?

Nun, ich nehme an, es gibt gewisse Dinge, die muss ein Mensch eben tun, weil er sie tun muss – ganz ohne Logik und Verstand, sondern allein aus dem Drang des eigenen Herzens heraus. Wie sonst wäre es dazu gekommen, dass wir uns in einem Flugzeug über dem Atlantik befinden und uns mithilfe von elektrischem Licht in den brutalen Zeilen Nietzsches verlieren können?

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